Meldung vom 05.09.2013
- ÖsterreicherInnen halten heimische Unternehmen für sozial verantwortungsvoller als internationale Konzerne
- Großteil der österreichischen Bevölkerung wünscht sich mehr Information zu Produktionsbedingungen
- Hohe Produktqualität gilt in Österreich als DER Erfolgsindikator für Unternehmen
- Moralischer Produktboykott: Bei Frauen häufiger als bei Männern, bei Älteren häufiger als bei Jungen
- Profit und Verantwortung für die ÖsterreicherInnen kein Widerspruch
- future.talk 2013 setzt die Diskussion wie sich unternehmerischer Erfolg und soziale Verantwortung verbinden lassen fort
Wien, am 5. September 2013 - Österreichische Unternehmen werden hinsichtlich ihrer sozialen Verantwortung im Vergleich zu internationalen Konzernen deutlich besser bewertet: Für mehr als drei Viertel der ÖsterreicherInnen (77%) handeln heimische Firmen sozial verantwortungsvoller als Firmen im Ausland. Das zeigen die Ergebnisse der repräsentativen Studie*, die die Telekom Austria Group im Vorfeld des future.talk 2013 beim SORA-Institut in Auftrag gegeben hat. Die Top 3 der verantwortungsvollen Branchen sind laut den Befragten der Lebensmitteleinzelhandel (61%), die Getränkeerzeugung (58%) und die Telekommunikation (42%) – Branchen, die stark im Alltag der Menschen verankert sind.
Studie zur Verantwortung von Unternehmen (990.6 KB)
„Wir sind als Kommunikationsanbieter sehr nah am Leben der Menschen. Unsere Produkte und Services sind fester Bestandteil im täglichen Leben der Österreicherinnen und Österreicher. Und wir investieren stetig in den Ausbau der nötigen Infrastruktur, die einen wichtigen Ausgangspunkt für moderne Entwicklungen in den Schlüsselbereichen Bildung, Gesundheit, Energie und Umwelt bietet“, kommentiert Hannes Ametsreiter, Generaldirektor Telekom Austria Group und A1, die Ergebnisse der Studie. „Unsere Verantwortung als Unternehmen sehen wir sehr breit – für die Gesellschaft und für die Umwelt. Und wir haben uns hier hohe Ziele gesetzt. Sei es mit unserer Initiative ‚Internet für Alle‘ oder in unserem Umweltprogramm“, so Ametsreiter weiter. Oberste Priorität es ist, durch den Einsatz neuer Technologien mehr Möglichkeiten für alle Menschen zu schaffen und gleichzeitig möglichst effizient mit den natürlichen Ressourcen unseres Planeten umzugehen.
Auch hierzulande besteht Aufholbedarf…Auf die Frage, wie sozial verantwortungsvoll österreichische Unternehmen handeln, antwortet zwar eine Mehrheit der Bevölkerung (60%) positiv, jedoch halten nur 9% der Befragten die heimischen Unternehmen für „sehr“ verantwortungsvoll. Dagegen sind mehr als ein Drittel der Befragten der Meinung, dass die österreichischen Firmen „wenig“ (33%) bis „gar nicht“ (4%) verantwortungsvoll handeln.
„Die Österreicherinnen und Österreicher zeigen sich durchaus skeptisch gegenüber dem gesellschaftlichen Engagement heimischer Unternehmen. Im internationalen Vergleich relativiert sich das Bild allerdings: Laut Eurobarometer sieht die österreichische Bevölkerung den Einfluss heimischer Unternehmen auf die Gesellschaft mit zwei Drittel mehrheitlich positiv. Im EU-27-Schnitt sehen das lediglich 52% so – und in Ländern wie Italien, Ungarn oder Griechenland sind es noch deutlich weniger“, analysiert Christoph Hofinger, Managing Partner und wissenschaftlicher Leiter bei SORA.
… vor allem in der InformationspolitikEin schlechtes Zeugnis stellen die ÖsterreicherInnen den Unternehmen für deren Informationspolitik aus: Die Mehrheit fühlt sich über die Arbeits- und Produktionsbedingungen sowie über den Umgang der Unternehmen mit Umwelt und Bevölkerung nicht gut informiert. Hauptsächliche Informationsquelle zu Corporate Social Responsibility-Aktivitäten ist laut den Befragten Werbung: 47% führen Werbung im Fernsehen, 43% Werbung in Zeitungen beziehungsweise Zeitschriften und 40% Werbung im Internet an. Vor allem unter Jüngeren ist das Internet die wichtigste Informationsquelle. Demnach wird das Netz in Zukunft eine noch größere Rolle spielen, wie Konsumentinnen und Konsumenten Unternehmen und deren Produkte oder Dienstleistungen beurteilen.
Erfolgsindikatoren: Hohe Produktqualität und faire Behandlung der BeschäftigtenAls erfolgreich wird ein Unternehmen dann bezeichnet, wenn einerseits die Qualität der Produkte hoch ist (86%) und andererseits die Beschäftigten im Unternehmen fair behandelt werden (81%). Ebenfalls wichtig sind den Österreicherinnen und Österreichern Kundenservice (81%) sowie die Rücksichtnahme auf die Umwelt (75%). Klassische Shareholder Values wie hohe Gewinne (45%) oder Wachstum des Unternehmens (42%) werden von den Befragten wesentlich seltener als Erfolgsindikatoren gesehen.
Kaufe ich, kaufe ich nicht? Die Moral entscheidet mit!Eine deutliche Mehrheit von 78% gibt an, Produkte bestimmter Hersteller aufgrund moralischer Bedenken nicht zu kaufen. Frauen (83%) geben dies häufiger an als Männer (72%) und ältere Personen häufiger als junge. Das bewusste Meiden von Produkten ist also kein Verhalten der jüngeren Generation, sondern wird von den über 30-Jährigen häufiger betrieben (81%), am häufigsten sogar von den 46- bis 59-Jährigen (83%). Dabei können verschiedene Gründe zum Produktboykott führen – Kinderarbeit steht mit 91% ganz oben auf der Liste. Weitere Anlässe, ein bestimmtes Produkt oder Unternehmen zu boykottieren, sind die Schädigung der Umwelt (84%) sowie schlechte Arbeitsbedingungen (82%).
Profit und Verantwortung für die ÖsterreicherInnen kein WiderspruchFür die Mehrheit der österreichischen Bevölkerung schließen sich wirtschaftliches Gewinnstreben und soziales Engagement der Unternehmen nicht aus. Mehr als 80% der Befragten sind der Meinung, dass Unternehmen, die besonders auf ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Umwelt achten, langfristig auch mehr Gewinne machen werden. Und nur ein Drittel der Befragten ist der Meinung, dass man als erfolgreiche/r Unternehmer/in die eigenen Moralvorstellungen begraben muss. Vielmehr müsse angehenden ManagerInnen schon in der Ausbildung ein rücksichtsvoller Umgang mit Bevölkerung und Umwelt vermittelt werden, so 96% der Befragten.
Kritisch sehen die Österreicherinnen und Österreicher den aktuellen wirtschaftlichen und politischen Kontext. Die Mehrheit der Befragten (68%) ist der Meinung, dass das gesellschaftliche Engagement der Unternehmen durch die aktuelle wirtschaftliche Krise zurückgedrängt wird. Auch wenn der Wunsch nach sozialer Verantwortung von Unternehmen seitens der Befragten klar vorhanden ist, blicken sie pessimistisch in die Zukunft: Ein Großteil befürchtet, dass in den nächsten zehn Jahren nicht der Einsatz für soziale Anliegen, sondern das Profitstreben der Unternehmen zunehmen wird.
Wer ist verantwortlich? Sowohl Staat als auch Unternehmen!Praktisch die gesamte österreichische Bevölkerung (97%) sieht sowohl den Staat als auch die Unternehmen in der Verantwortung für das soziale Wohlergehen der Gesellschaft. Darüber hinaus wünschen sich 83% mehr Engagement der heimischen Unternehmen für Bevölkerung und Umwelt. Lediglich eine Minderheit von 22% sieht alleine den Staat in der Verantwortung.
* Die Studie wurde vom SORA-Institut im Auftrag der Telekom Austria Group im Juli und August 2013 umgesetzt. Insgesamt wurden 600 telefonische Interviews in ganz Österreich geführt, die Stichprobe ist repräsentativ für die österreichische Gesamtbevölkerung ab 16 Jahren.
Bildmaterial (Fotos von der PK) finden Sie
hierÜber den future.talkDie Veranstaltung future.talk, die 2013 zum 13. Mal stattfindet, hat zum Ziel neue Trends zu suchen sowie aktuelle und zukünftige gesellschaftliche Entwicklungen zu diskutieren. Zu den Gästen der vergangenen Jahre zählen u.a. der Philosoph Slavoj Žižek, WWW-Erfinder Sir Tim Berners-Lee, Apple-Mitbegründer Steve Wozniak, Facebook-Mitbegründer Chris Hughes, der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan und der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore.